Mitte des 20. Jahrhunderts stellte sich heraus, dass die Attraktivität Yokohamas nicht mehr mit der Tōkyōs mithalten konnte. Als Folge wuchs in Yokohama bereits in den 70-er Jahren das Bewusstsein darüber, wie wichtig ein ansprechendes Stadtbild ist, so dass ein Stadtgestaltungsrat gegründet wurde, der die wichtigsten Gestaltungsziele festlegte. Eines der Hauptprojekte sind die drei Promenaden, die die Bahnhöfe Sakuragi-chō, Kannai und Ishikawa-chō mit dem Yamashita-Park verbinden. Damit wurde der Park als Naherholungsort besser erschlossen und die Bürger konnten selbst erleben, dass eine Stadt gestaltet und dadurch aufgewertet werden kann.
Da schnell erkannt wurde, dass das kulturelle und architektonische Erbe ein wirksamer Publikumsmagnet sind, wurden erhaltene Gebäude erfasst und evaluiert. Obwohl die Zerstörungen des Kantō-Erdbebens 1923 und des Zweiten Weltkriegs sowie der Wiederaufbau danach ihre Spuren hinterlassen haben und daher kaum zusammenhängende historische Bausubstanz vorhanden ist, wurden rund 500 historische Gebäude als stadtbildprägend zur Erhaltung auserkoren. Allerdings sind die Rechte der Eigentümer in Japan ausgeprägt: Oft konnte die Stadt sich nur nach zähen Verhandlungen und mit Kompromissen durchsetzen, wobei bisweilen alte Bausubstanz mit neuen Baukörpern kombiniert wurde.
Um das Stadtbild zu schützen, wurden besonders im Yamate-Gebiet, den Hügeln südöstlich des Stadtzentrums, Höhenbegrenzungen für Neubauten eingeführt: Sie durften nicht höher als 10 m sein. Damit soll erreicht werden, dass die Silhouette der Hügel erhalten bleibt, obwohl die Sichtbeziehungen von der Innenstadt aus bereits durch die Stadtautobahn gestört sind. Darum greifen die Höhenbeschränkungen auch am Fuß des Gebiets, und zwar sowohl auf der Buchtseite als auch in der Motomachi-Einkaufsstraße, wo neue Gebäude nicht höher als 20 m sein dürfen.
Obwohl es auch Kritik aus der Bevölkerung gibt, dass alle Anstrengungen sich auf das historische Zentrum konzentrieren und die Wohngebiete und andere historische Substanz entsprechend vernachlässigt werden, ist Yokohama ein gutes Beispiel dafür, wie sehr japanische Städte an Individualität und Image gewinnen können, wenn die Gestaltung und das Marketing stimmen. Bestand Yokohama während meines ersten Besuchs Mitte der 80-er Jahre in meiner Wahrnehmung doch nur aus dem Yamashita-Park und der China-Town, so sind sie heute nur noch ein kleiner Teil der fußläufig zu erschließenden, attraktiven Innenstadt. Viele Gebiete, die heute gerade an Wochenenden von Spaziergängern überlaufen sind, waren damals Industriegebiete oder Stadtbrachen und weder attraktiv noch zugänglich.
Zuletzt geändert am 03.01.2009
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