Der Basha-michi (馬車道, auf Deutsch "Kutschenweg") verbindet den Bahnhof Kannai mit der künstlichen Insel, auf der die Backstein-Lagerhäuser stehen und ist eine der traditionell wichtigsten Verkehrsachsen des Stadtgebiets. Heute ist er weitgehend verkehrsberuhigt und mit seinem Museum und seinen Geschäften ein beliebter Ort ür Spaziergänge. Baulich ist er von Bankgebäuden und anderer westlicher Architektur geprägt, die teilweise erhalten werden konnte.
Der Weg entstand 1867 direkt nach der Hafenöffnung im 19. Jahrhundert, als die Shogunats-Regierung beim heutigen Bahnhof Kannai eine Sperre errichtete. Über den Basha-michi fuhren die Ausländer, die in Yokohama Handel trieben und anfangs in Kannai wohnten, mit ihren Kutschen von ihren Häusern zum Hafen — daher der Name.
Der Basha-michi war auch ein Ort der Innovationen. Bereits im Jahr seiner Eröffnung hat ein australischer Seiden- und Tee-Exporteur einen Postkutschendienst gestartet. Die Kutschen verkehrten zwei Mal täglich zwischen Yokohama und Tsukiji in Tōkyō. Die Fahrzeit betrug zwei Stunden und das Fahrgeld zwei Dollar — für die Japaner war das viel zu teuer. Zwei Jahre später eröffnete dann auch ein japanischer Postkutschendienst. Beide Dienste kamen jedoch schon bald zum Erliegen, weil 1872 die Bahnlinie eröffnet wurde. Rund 20 Jahre später gab es die nächste Sensation: 1896 wurde erstmals Eiscreme in der Straße verkauft. Aber auch die ersten Gaslaternen Japans standen hier. Und der erste Fotograf Japans hatte ein eigenes Geschäft im der Basha-michi.
Auffällig ist die Zahl der Bankgebäude am Basha-michi. In dem wohl bekanntesten von ihnen ist heute das durchaus sehenswerte Museum für Stadtgeschichte untergebracht. Das Gebäude wurde 1899 vom Architekten Tsumaki Yorinaka entworfen, der auch die Backstein-Lagerhäuser geplant hat. Die Bank wurde von japanischen Kaufleuten gegründet, um den Außenhandel leichter abwickeln zu können. Später entstanden Zweigstellen in anderen Teilen Japans und in Asien. Das Kantō-Erdbeben überstand sie ohne allzu große Schäden, ihre wichtige Rolle als Außenhandelsbank verlor die Bank jedoch unter der amerikanischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1967 ist das Museum in dem heute als wichtiges kulturelles Erbe geschützten Gebäude untergebracht.
Obwohl die historischen Bauwerke heute ein wichtiger Schatz der Stadt sind, haben einige von ihnen eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. Eines der kontroversesten Beispiele steht ebenfalls im Basha-michi. Es wurde entkernt und mit einem modernen Hochhaus mit Glasfassade kombiniert. Diese Lösung war auch unter japanischen Fachleuten umstritten, aber anders war der Bauherr nicht zum Erhalt der alsten Bausubstanz zu bewegen. Teile eines weiteren Bankgebäudes sind heute unter der Erde wiederzufinden: Safetüren und andere Gebäudeteile sind Gestaltungselemente im Bahnhof Basha-michi der 2004 eröffneten U-Bahnlinie von Yokohama zur China-Town.
Bei der Neugestaltung der Innenstadt wurde der Basha-michi als eine der drei Promenaden von den Bahnhöfen zum Buchtrand fußgängerfreundlich umgestaltet. Die beiden anderen Promenaden sind die alte Hafenbahntrasse, die vom Bahnhof Sakuragi-chō zugänglich ist und die Motomachi Shōtengai, die am Bahnhof Ishikawa-chō beginnt.
Zuletzt geändert am 03.02.2009
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