Der Bahnhof Yunokami-Onsen (湯野上温泉駅)liegt etwa 150 km nördlich von Tōkyō in der Stadt Shimogō in der Präfektur Fukushima. Yunokami-Onsen selbst ist ein kleiner Badeort mit einer heißen Quelle in einem engen, grünen Tal. Der Bahnhof gehört zur Aizu-Bahnlinie, die auch heute noch eingleisig über viele Brücken und durch viele Tunnel durch ein Flusstal führt. Im Winter liegt hier viel Schnee und rund um den Bahnhof stehen Kirschbäume, die im April zartrosa erblühen.
Die größte Besonderheit des Bahnhofs ist jedoch das reetgedeckte Bahnhofsgebäude, das die traditionelle Bauernhausarchitektur der Region wiederspiegelt.
Das erste Bahnhofsgebäude wurde 1932 errichtet, als die Bahnlinie noch der staatlichen Bahngesellschaft JR gehörte. Da es in Yunokami eine heiße Quelle gab und gibt, war der Tourismus schon früh eine wichtige Einnahmequelle für den Ort und neben dem Bahnhof entstanden Herbergen mit hauseigenen Bädern.
Im Zuge der Bahnprivatisierungen wurde die Aizu-Bahngesellschaft 1986 explizit zur Übernahme dieser Strecke gegründet und nahm im folgenden Jahr den Betrieb auf. Im selben Jahr wurde das neue Bahnhofsgebäude errichtet, das einzige reetgedeckte in Japan. Danach wurden auch andere Bahnhofsbegäude an der Strecke renoviert oder umgebaut, ab 1990 wurde die Strecke elektrifiziert.
Beim Bau des Bahonhofsgebäudes wurde nicht nur darauf geachtet, dass es wie ein traditionelles Bauwerk aussieht, sondern es wurde aus traditionellen Materialien und in traditioneller Bauweise errichtet. Das ist unter anderem an der vom Wartesaal aus sichtbaren Dachkonstruktion aus tiefschwarz verrußten Balken und Reet zu erkennen. Das Feuer, das jeden Tag im Wartesaal brennt, hat einen praktischen Zweck: Es soll die Dachkonstruktion trocken halten und konservieren und vor Insektenbefall schützen.
Dieses Feuer brennt in einer Feuerstelle im Wartesaal, über der ein eiserner Wasserkessel hängt und die wie eine Feuerstelle in einem alten Bauernhaus gestaltet ist. Hier kann man in den bereitgestellten Büchern und Infomaterialien schmökern. Oder man kauft sich im Kiosk eine Tasse Kaffee oder Süßigkeiten aus der Region und setzt sich an einen aus einer Baumscheibe hergestellten Tisch, auf dem Proben lokaler Produkte aufgereiht sind, die man jederzeit probieren kann. Natürlich gibt es auch eine Verkaufsstelle für Fahrkarten im Bahnhof.
Den Bahnhof betreuen drei Damen von der Touristeninformation und übernehmen alle Arbeiten, die anfallen – von der Reinigung des Bahnhofsgebäudes und der morgendlichen Befeuerung der Feuerstelle bis hin zum Fahrkarten- und Andenkenverkauf. Und immer wieder schauen nicht nur Touristen vorbei, sondern auch Einwohner aus der Nachbarschaft.
2005 wurde der Bahnhof mit einem Sonderpreis des 40. Japanischen Eisenbahnpreises ausgezeichnet. Die Begründung der Preisvergabe war, dass aufgrund der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen der Bahngesellschaft und der örtichen Verwaltung nicht nur ein neues touristisches Ziel geschaffen werden konnte, sondern der Bahnhof auch zu einem individuell gestalteten Symbol des Orts selbst wurde. Gleichzeitig werde so der Bahntourismus gefördert und die lokale Wirtschaft angekurbelt.
Zuletzt geändert am 07.05.2007
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